Glaubenssätze und wie sie unseren Alltag beeinflussen

All das, was wir Tag für Tag von uns geben und für die Realität halten, ist im Grunde genommen nichts weiter als unsere persönliche Sicht der Dinge. „Ich hab mega lange geschlafen“ – Wie lang denn nun und bedeuten 8-9 Stunden für jeden Menschen gleich viel? „Du schaust ständig auf dein Handy!“ – Was bedeutet ständig? Vier, fünf Male am Tag oder eher in der Stunde? Was für den Einen viel bedeutet, ist für den Anderen nicht einmal der Rede wert.

Unsere Sicht der Dinge hängt wiederum von einer ganzen Reihe an Faktoren ab, z.B. unserer Erziehung, unseren Erfahrungen, unserer Persönlichkeit. Doch einen ganz wesentlicher Aspekt, haben nur die Wenigsten auf dem Schirm: die eigenen Glaubenssätze.

Was sind Glaubenssätze?

Mit Glaubenssätzen meine ich Dogmen, Grundannahmen, Ansichten, die tief in deinem Geist bzw. in deiner Gedankenwelt verwurzelt sind und für dich der Wahrheit entsprechen. Glaubenssätze sind dafür verantwortlich, wie du dein Umfeld bewertest und auf Ereignisse reagierst, sie bestimmen also deine Sichtweise der Realität.

Was gibt es für Glaubenssätze?

Es gibt die positiven, motivierenden und antreibenden Glaubenssätze sowie die negativen und limitierenden. Einschränkende Glaubenssätze können z.B. wie folgt lauten: „Ich kann das nicht“, „Ich hab keine Zeit“, „Ich verdiene es nicht“. Jeder von uns verbirgt in seinem Inneren Sätze die unsere Sichtweise beschränken, uns nicht weiterkommen lassen, die Frage ist nur ob wir dazu in der Lage sind diese Glaubenssätze als solche zu identifizieren und ob wir an ihnen arbeiten möchten oder nicht.

Wenn ich die Augen schließe und  über mich selbst nachdenke…

Natürlich habe auch ich negative Grundannahmen, die mich einschränken. Ein Beispiel ist die Annahme, dass ich alles schaffen MUSS was ich mir vornehme und nicht versagen DARF. Personen mit Versagensängsten bewerten sich selbst anhand ihrer Leistungen. Völliger Blödsinn, dessen bin ich mir JETZT bewusst (dafür bedurfte es allerdings erst der Selbstreflektion) und kann daran arbeiten. „Ich muss jedem gefallen“ – ein weiterer Glaubenssatz den ich vor einiger Zeit in mir entdeckt hab. Ich hatte Angst von Anderen verurteilt und/oder abgelehnt zu werden und habe lieber eigene Gefühle runtergeschluckt anstatt bei meinen Mitmenschen anzuecken. Ja, sich selbst so genau unter die Lupe zu nehmen ist nicht immer angenehm. Wenn man sich allerdings traut und ein bisschen Zeit investiert, zahlt es sich aus. Wir lernen, uns selbst und unsere Mitmenschen besser zu begreifen, und was kann es besseres geben als die eigene Zufriedenheit und ein harmonisches Miteinander?! 

Ich bin einzigartig und du?

“Nein, ich bin nicht so wie alle Anderen” -”Ich bin etwas Besonderes” – Sprüche, die wir alle schon mal gehört und die meisten von uns auch schon mal gesagt haben. Jeder von uns möchte etwas Besonderes sein, etwas anders machen als Andere. Aber warum ist das so? Woher kommt dieses Streben nach Unterscheidung von der Masse? 

Gesellschaftlicher Druck

Wenn wir nicht besser, schneller oder kreativer sind, als alle Anderen, gehen wir unter. Oder zumindest ist es das, was wir denken. In einer Welt, in der so ziemlich jeder einen Studienabschluss, Fremdsprachenkenntnisse und Erfahrungen in verschiedenen Branchen mitbringt, müssen wir versuchen, uns zu behaupten. Das Konkurrenzdenken unserer Gesellschaft ist förmlich greifbar. Sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich. Wer hat die coolsten Hobbies? Wer macht am meisten Sport? Wer kennt die aktuellsten Bands und wer hat die spannendsten Bettgeschichten zu erzählen? Der Mensch liebt es, sich mit Anderen zu messen, nicht umsonst gibt es so viele Wettbewerbe. 

Abheben vom Einheitsbrei

Wenn wir nun nicht darauf aus sind, der beste Sportler unseres Jahrgangs oder der erfolgreichste Geschäftsmann unseres Freundeskreises zu sein, dann wollen wir zumindest nicht im Einheitsbrei unserer Gesellschaft untergehen, oder? Natürlich nicht. Was wir dabei allerdings manchmal vergessen: Es gibt über 7,6 Milliarden Menschen auf dieser Welt. Wie hoch ist die Wahrscheinichkeit, dass niemand dieselben Dinge tut, denkt oder leiden kann wie wir? Hinzu kommt, dass wir doch angeblich sechs bis sieben Doppelgänger haben. 

Der Mensch ist also weitaus weniger einzigartig, als er denkt. 

Na und?

Konzentrieren wir uns also weniger darauf, was uns ggf. von Anderen unterscheidet, besser oder schlechter macht. Wir müssen uns nicht mit den Menschen in unserem Umfeld vergleichen. Im Gegenteil! Das Streben nach Besondereit entspringt einzig und allein unserem Ego und führt uns zu nichts. Wenn wir stattdessen unsere Energie darauf kozentrieren, glücklich zu sein und das zu tun, was wir wirklich möchten, kommen wir wesentlich weiter..

Ehrlich währt am längsten… Oder?

Manchmal ist das so eine Sache mit der Wahrheit. Sie kann wehtun, unangenehm sein oder auch –je nach Situation- einfach unangebracht. „Papi, Papi! Guck mal! Die im Fernsehen machen genau das gleiche wie Mama mit Onkel Klaus!“ – kennt ihr die Werbung? Was bei unzähligen Zuschauern für Lacher gesorgt hat, ist doch gleichzeitig eine Reflektion zum Thema Wahrheit. Wie ehrlich ist unsere Gesellschaft? Wollen wir die Wahrheit wirklich hören? Wie sehr wird Ehrlichkeit an uns geschätzt?

Vor einigen Tagen zog ich mit einer Freundin um die Häuser und wir trafen einen jungen Mann, der uns um eine Zigarette bat. Wir plauderten ein wenig, rauchten und er verabschiedete sich wieder. Einige Stunden später trafen wir denselben Mann mit seiner Freundin wieder. Er tat so, als hätte er uns noch nie gesehen und leugnete sogar auf unser Nachfragen hin, uns zu kennen. Warum tut man so etwas? Hatte das wirklich Sinn?

Der Wandel der Gesellschaft

Es war einmal eine Welt, in der Ehrlichkeit als eine erstrebenswerte Tugend galt. Man vertraute auf das Wort des jeweils anderen und besiegelte Absprachen mit einem Handschlag. Heutzutage ist das anders. Menschen haben „gelernt“ sich gegenseitig zu misstrauen, nichts mehr auf Anhieb zu glauben (schließlich wissen wir alle wie viel Müll in den Medien verbreitet wird) und scheinen in ständiger Abwehrhaltung durchs Leben zu schreiten.

Und tatsächlich, in Zeiten von Dieselgate und Co. kommt mir immer wieder der Gedanke auf, ob unsere Gesellschaft mit dem Wandel der Zeit immer unehrlicher wird oder ob es schlichtweg an der Reichweite der Medien liegt, dass Betrugsfälle und Skandale immer häufiger an die Öffentlichkeit gelangen. Ich denke, dass beide Punkte zutreffen und das beides eng miteinander verstrickt sein dürfte. Wie? Ein wenig vereinfacht ausgedrückt: Menschen lügen und betrügen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Betrugsfälle werden aufgedeckt und die Geschichten werden verbreitet. Und wir? Wir werden von Fall zu Fall abgestumpfter und empfinden kleinere Unwahrheiten als normal. Diese Kettenreaktion verändert Stück für Stück unsere Gesellschaft. Schauen wir uns beispielsweise Länder an, die für ihre politischen Korruptionsfälle bekannt sind, lassen sich meist Parallelen in der Bevölkerung feststellen.  „Was DER darf, darf ich schließlich auch!“

Aber was ist mit mir persönlich?

Würdest du dich selbst als ehrlich bezeichnen? Denkst du, du kannst du die Wahrheit vertragen?

Fragen, die sich mit Sicherheit nicht verallgemeinern lassen. Ich selbst würde mich grundsätzlich als ehrlichen Menschen bezeichnen. Sehr ehrlich sogar. Ich würde mich als diese Art Frau beschreiben, der du ganz genau im Gesicht ansehen kannst, was sie gerade empfindet. Wenn ich jemanden nicht leiden kann (was nur sehr selten vorkommt), dann merkt man das sehr schnell. Wenn ich anderer Meinung bin, sage ich das auch. Würde man meine diplomatischen Fähigkeiten bewerten, erhielte ich lediglich ein „sie war stets bemüht“. Das war’s.  Manchmal beiße ich mir selbst auf die Lippe und frage mich, ob ich in dieser Situation wirklich den Mund aufmachen und die andere Person derart vor den Kopf stoßen musste. Andererseits weiß ich auch, dass die Menschen die mich lieben, mich gerade auch für diese Aufrichtigkeit wertschätzen. Natürlich habe auch ich schon gelogen und Dinge getan, auf die ich alles andere als stolz bin. Aber eben hier liegt der springende Punkt. Ich schäme mich für diese Dinge und habe mir zumindest fest vorgenommen, sie nicht zu wiederholen. Und umgekehrt? Wie gut kann ich mit Ehrlichkeit umgehen und wie sehr weiß ich sie zu schätzen. Hier gibt es für mich kein Wenn und Aber und nur sehr wenig Grauzone. Auch wenn die Wahrheit im ersten Augenblick vielleicht unangenehm ist und wir lieber etwas anderes zu hören bekommen hätten, bin ich mir im Nachhinein immer bewusst, dass es wesentlich schlimmer gewesen wäre, angelogen zu werden.

Fangen wir bei uns selbst an

Die Wahrheit wird überschätzt und kleine Lügen tun niemandem weh? Meines Erachtens nach ist das nicht korrekt. Kleinere Lügen – auch wenn sie lediglich der Konfliktvermeidung dienen – führen ebenfalls zu Vertrauensverlust. Wenn ich mich nicht einmal darauf verlassen kann, dass mir mein Gegenüber bei einer Kleinigkeit, einem unwesentlichen Detail, die Wahrheit sagt, wie soll ich ihm dann glauben, wenn es um etwas Wichtiges geht? Statt Konflikten mit Hilfe von Lügen aus dem Weg zu gehen, sollten wir uns lieber überlegen, warum wir diesen Konflikt nun scheuen und ob wir insgeheim wissen, dass unser Verhalten nicht korrekt war.

Die Wahrheit ist und bleibt etwas Wertvolles, dass wir uns erhalten sollten und uns außerdem etwas kostbares zurückgibt: Unsere RUHE. Denn insgeheim wissen wir es: Ehrlichkeit währt am längsten…