Wenn Frauen in einer Beziehung gefangen sind, die sie zerstört, fällt es ihnen meist schwer, sich dies selbst einzugestehen. Der folgende Text ist im Original (spanisch) von meiner Freundin Belén, die ihre Geschichte mit uns teilt, um Frauen in aller Welt vor den Konsequenzen einer ungesunden Beziehung zu warnen.
An erster Stelle stehe ich!
Ich war vor einigen Stunden aus dem Süden zurückgekehrt und hatte zwei Koffer mitgebracht; der eine war voll mit Kleidung und der andere mit Wunden, Schlägen und Misshandlungen verschiedenster Art und Weise. Den zweiten Koffer wollte ich ins Leere werfen, ihn tief im Ozean versenken. Ich konnte und wollte diese Last nicht mehr tragen.
Ich war 10 Kilo leichter, mein Gesicht abgemagert, meine Knochen sichtbar. Alles, was ich aß, wollte ich wieder hochwürgen, manchmal kam Blut aus meinem Zahnfleisch. Ich hätte schwören können, dass ich langsam sterbe. Ich hörte auf, meine Freunde zu sehen, ich zog mich nicht mehr so an wie früher, ich lächelte nicht mehr und das Licht in meinen Augen wurde immer dunkler.
Ich baute immer wieder auf meine Beziehung, egal was passierte, ich liebte dich mehr als alles andere, ich gab mich selbst auf. Obwohl ich wusste, dass ich langsam versank, obwohl ich wusste, dass der Sturm eines Tages kommen würde, blieb ich bei dir. Was war um uns geschehen? Wann war der Faden, das Geflecht aus Respekt, Liebe und Vertrauen gerissen?
Ich saß in einem Loch in dem es keinen Frieden gab, nicht für mich. Kein Licht, kein Lachen, denn die Traurigkeit und Verzweiflung war stärker als die Freude. „Niemals wird sich etwas ändern“ – hatte ich gedacht. „Niemals“. Und es war mir egal. Ich hatte bereits das Handtuch geworfen. Ich kümmerte mich um nichts mehr, die Tage vergingen und mit jedem Morgengrauen hörte ich ein Stück weiter auf zu existieren.
Niemand würde erkennen, was mit mir geschah
Es kamen die Schläge, die blauen Flecken. Ich verdeckte sie unter langer Kleidung. Niemand würde erkennen, was mit mir geschah, niemand bemerken, wie ich stumm um Hilfe schrie, niemand von dem Albtraum wissen, in dem ich lebte.
Als wir uns das letzte Mal sahen, wusstest du nicht, dass ich dich verlassen würde. Die letzte Nacht, die wir verbrachten, den letzten Kuss, das letzte „bis bald“. Bei allem Schmerz den ich empfand als ich ging, wusste ich, dass es sein musste, dass die Zeit gekommen war. Ich hatte beschlossen zu gehen um zu leben, um glücklich zu sein.
Es war ein „Auf Nimmerwiedersehen“. Ich war mir bewusst, dass mir Nächte bevorstanden, die nicht einfach werden würden. Stunden in denen ich an dich denken und deine Nähe vielleicht sogar vermissen würde. Aber ich stand an erster Stelle.
Heute…
Heute bin ich stärker als je zuvor, meine Augen haben ihr Leuchten wiedergefunden, meine Lippen ihr Lächeln. Ich habe Lust zu leben, bin voller Energie. Ich bin gefallen um wieder aufzustehen. Mit Sicherheit werde ich noch das eine oder andere Mal in meinem Leben fallen. Aber heute weiß ich, dass ich die Kraft haben werde mich selbst wieder aufzurichten. Ich verspreche mir selbst, mich zu lieben und zu respektieren, nie wieder zu schweigen, zu lachen und zu leben. Und vor allem sage ich mir immer wieder: An erster Stelle stehe ich!
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