Die Zukunftsängste einer 18-Jährigen

Als Kind wollte ich am Montag Ärztin werden und die Kranken heilen, Dienstag Astronautin, um die Sterne zu erkunden, am Mittwoch Lehrerin und am Donnerstag Polizistin. Am Freitag wollte ich auf den großen Bühnen der Welt stehen und singen und Samstag lieber als Tierforscherin neue Arten entdecken. Am Sonntag wollte ich die Welt als Superheldin vor den bösen Schurken retten.

Wer kennt das nicht? Früher änderte sich mein Berufswunsch ständig, doch irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich mir ernsthafte Gedanken machen sollte.

Endlich aus der Schule raus, das Abitur in der Tasche – was jetzt?

Mit meinen wenigen Jahren auf dieser Welt soll ich mich bereits festlegen, was ich den Rest meines Lebens machen möchte? Den einen Beruf auswählen, den ich die nächsten vierzig Jahre ausüben werde?

Unmöglich!

Woher soll ich wissen was ich will?

Bisher kenne ich nur die Schule, mehr habe ich doch nicht gesehen. Die paar Praktika, die einem helfen sollen, konnten mir viel zu wenig Einblick in den wahren Berufsalltag gewähren. Also wohl lieber in die Uni – vielleicht ähnelt sie der Schule ein bisschen mehr und ich habe später mehr verschiedene Möglichkeiten. Doch auch hier muss ich eine Entscheidung treffen, in welche Richtung ich gehen möchte. Wenn dir nur eine Sache liegt, dann hast du es vielleicht nicht so schwer. Aber wenn du dich für verschieden Bereiche interessierst, wie ich, dann leidest du schnell an einer Identitätskrise.

Ich begann an mir zu zweifeln und die Pläne, die ich bisher geschmiedet hatte, zu überdenken, bis ich mir überhaupt nicht mehr sicher war.

Wer bin ich und was will ich wirklich?

Das Gefühl, das ich dabei empfand, die Antworten auf diese beiden simplen Fragen nicht zu wissen, ist das schrecklichste Gefühl, dass ich in meinen jungen Jahren erlebt habe.

Ich habe noch nicht viel erlebt und auch noch nicht viele Entscheidungen treffen müssen.

Ich entschied über die neue Farbe in meinem Zimmer, ich entschied den Idioten zu vergessen, der mir zum ersten Mal das Herz gebrochen hatte und ich entschied die extra große Packung Eis zu kaufen. Die resultierenden Folgen, waren nicht besonders schwer wiegend. Über das grässliche Gelb hängte ich ein großes Bild, anstatt der ersten Liebe hinterher zu trauern, verliebte ich mich in einen viel besseren Jungen und durch das Eis nahm ich ein paar Pfunde zu.

Aber auf meine Berufswahl würde meine ganze Zukunft folgen. Mit dieser Entscheidung würde ich zum ersten Mal Luft aus der „Erwachsenenwelt“ schnuppern.

Plötzlich fühlte ich mich wieder wie das Kind, das jeden Tag eine andere Zukunft wollte.

Die Identitätskrise überwinden

Aber wie entflieht man dieser Identitätskrise?

Ich weiß nicht einmal, ob ich sie überhaupt schon überwunden habe. Es heißt, mit 18 Jahren stünde einem die Welt offen. So schön und aufregend die Vorstellung auch ist, in der Realität ist es mit viel Verwirrung und Verzweiflung verbunden.

Aber ich bin jung und das nur einmal. Genau jetzt ist meine Zeit Fehler zu machen und die Richtung zu ändern. Ich muss mich noch nicht festlegen. Wenn ich beinahe das nächste halbe Jahrhundert mit dieser Entscheidung leben muss und vor allem glücklich werden will, dann muss ich mir die Zeit nehmen, mich selbst zu finden. Mit 18 Jahren ist es in Ordnung, nicht zu wissen, wer man ist. Viel wichtiger ist es, sich auszuprobieren, Spaß zu haben und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen!

by Hanna Bott
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Was bedeutet Feminismus?

Bist du Feministin?

In einer Welt in der „Feminismus“ bereits zur Popkultur zu gehören scheint, wird Frau des Öfteren mit der Frage konfrontiert, ob sie sich selbst als Feministin versteht. Ob im TV, Radio oder auch bei Gesprächen mit Freunden – überall ist das Thema Feminismus an der Tagesordnung. Es steht auf T-Shirts, in Hastags und jeder zweite Song wird auf seine frauenfreundlichen Inhalte hin analysiert. Manche reden offen darüber, manchen ist die Debatte ein wenig unangenehm. Viele Frauen – wie zum Beispiel unsere Bundeskanzlerin –  sträuben sich davor, als Feministin betitelt zu werden.

Was bedeutet Feminismus überhaupt?

Mal ganz unter uns: Weißt du es? Ich selbst musste mich vor einer Weile mit diesem Thema beschäftigen und habe festgestellt, dass ich es – zumindest anfangs – nicht wusste. Jedenfalls nicht in dem Ausmaß um wirklich mitreden zu können.

Der Begriff des Feminismus entstand erst im späten 19. Jahrhundert und setzte sich in der neuen Frauenbewegung ab 1968 weltweit als Leitbegriff durch. Es gibt verschiedene Arten von Feminismus, welche sich durch das Verständnis von Geschlecht, Geschlechterrolle u.Ä. abgrenzen lassen: z.B. der Liberale Feminismus, der Differenzfeminismus, der sozialistische Feminismus etc. Wer sich etwas in die Materie einlesen möchte, dem empfehle ich denArtikel der Heinrich Böll Stiftung (Ilse Lenz), da dieser einen guten Überblick verschafft. An dieser Stelle möchte ich allerdings wenigstens den kleinen Abschnitt zum liberalen Feminismus wiedergeben:

“Liberaler Feminismus

Der liberale Feminismus kritisiert die geschlechtliche Ungleichheit in Gesellschaft und Demokratie und will Gleichheit unabhängig vom Geschlecht im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaft erreichen. Er hat kein ausgearbeitetes Genderkonzept: Geschlecht wie auch Homosexualität erscheinen eher als persönliche Angelegenheit, die die Chancen in Beruf und Politik nicht beeinträchtigen sollte. Kernthemen sind Antidiskriminierung, berufliche Gleichstellung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Eltern. Teils verwendet der liberale Feminismus ökonomische Argumentationen wie die Verschwendung von weiblichem Humankapital aufgrund von diskriminierenden Sperren zu qualifizierten Berufen. Deswegen wurde er aufgrund einer Nähe zum Neoliberalismus kritisiert.”

Grundanliegen aller feministischen Strömungen – in welcher Ausprägung auch immer – sind in jedem Fall Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit für alle Menschen.

Warum sträuben sich erfolgreiche Frauen vor der Bezeichnung als Feministin?

Doch warum sträuben sich erfolgreiche Frauen wie Angela Merkel und Co. vor der Bezeichnung als Feministin?

1. Klare Positionen bieten Raum für Angriffe

Nicht nur im Fall der Bundeskanzlerin sollte jedem bewusst sein, dass das Beziehen einer Position immer auch Fläche für Angriffe bietet. Manchen Frauen ist es schlichtweg lieber, manche Dinge nicht zu thematisieren um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Müssen wir das hinnehmen? Aber sicher doch! Schließlich gehört zur Meinungsfreiheit auch die NEGATIVE Meinungsfreiheit und somit das Recht, einfach mal gar nichts zu sagen.

2. Parameter nicht klar definiert

Wie oben bereits dargestellt, ist der Mehrheit der Menschen gar nicht bewusst, was Feminismus eigentlich ausmacht und wie viele Ausprägungen er haben kann. Jedoch sollten inzwischen zumindest die Grundzüge klar sein: Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit.

3. Opferrolle oder Feministin 2.0?

Wie jede gesellschaftliche Strömung, hat auch der Feminismus einen negativen Beigeschmack. Das Internet ist voll von Gejammer über Sexismus und Ungleichbehandlungen jeder Art. Anstatt Männer immer nur zu beschuldigen und sich selbst als Opfer des Patriarchats anzusehen, sollten wir uns Folgendes bewusst machen: Genau hier liegt eine der Kernproblematiken, die erfolgreiche Frauen davor zurückschrecken lassen, sich als Feministin zu bezeichnen. Sie wollen sich gerade nicht auf ihr Geschlecht reduzieren und sich nicht zum Opfer machen lassen! Mehr noch – sie wollen in ihrem Geschlecht eben KEIN Kriterium für oder gegen ihren beruflichen Erfolg sehen.

Und, bin ICH nun Feministin?

Ich bin weiblich, 29 Jahre alt, und besitze – wie vielleicht der Eine oder Andere bereits weiß – einen Migrationshintergrund. Derzeit bin ich Führungskraft in einem Industrieunternehmen (absolute Männerdomäne) und fühle mich ehrlich gesagt PUDELWOHL. Ich bin mir bewusst, dass ich es zwar nicht immer leicht aber mit Sicherheit leichter als so manch andere Frau oder so manch anderer Mann hatte. Selbstverständlich habe ich in meinem Leben auch schon die eine oder andere Hürde nehmen oder den einen oder anderen Negativkommentar bzgl. meines Geschlechts oder meines Äußeren anhören müssen. Gejammert habe ich daraufhin allerdings nicht – das hätte weder mich, noch irgendjemand anderen weitergebracht.

Und wenn man MICH heute fragt, ob ich Feministin sei, bekommt man neben einer umfangreichen Erklärung der verschiedenen Ausprägungen des Feminismus trotz der oben angedeuteten Risiken außerdem noch eine glasklare Antwort: Ja, natürlich!

Mehr dazu:
Warum wir einen neuen Feminismus brauchen

Auch grossartig: Salonkolumnisten und „Warum Merkel die bessere Feministin ist“